mobile e.V. förderte folgende Forschungs- und Restaurierungsprojekte
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Förderung der materialtechnologischen Untersuchung des Berliner Meisterstücks von J.F. Salzwedel von 1801
Der zur Sammlung des Berliner Stadtmuseums gehörende Schreibsekretär wurde in Zusammenarbeit mit der FH Potsdam untersucht.
Daraus haben sich an der FH Potsdam zwei Bachelor-Arbeiten (Otto und Glinzer) ergeben. In diesem Zusammenhang wurde die Provenienzgeschichte des Möbels ermittelt, seine Konstruktion aufgenommen, wurden die Überzugsmaterialien analysiert und eine Konservierungs- und Restaurierungskonzept entwickelt. Die ebenfalls von mobile e.V. finanzierte dendrochronologische Untersuchung von Eingerichte und Korpus ergab, dass das Fälldatum der Hölzer beider Elemente trotz offensichtlicher konstruktiver Unterschiede identisch ist (1797). Die von mobile e.V. zum überwiegenden Teil finanzierte Analyse der Überzugsmaterialien zeigt, dass an dem Möbel kein Originalüberzug mehr vorhanden ist, vielmehr datiert er aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts.
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Förderung einer Vortragsreihe am Kunsthistorischen Institut der Universität Bonn im Wintersemester 2017/18
Die Förderung von Reisekosten ermöglicht eine Reihe von Gastvorträgen, die sich ab Oktober 2017 am Kunsthistorischen Institut der Universität Bonn an die interessierte Öffentlichkeit wenden. Das Programm der von Dr. Jens Kremb initiierten Reihe „Möbel des Mittelalters und Früher Neuzeit – Formen, Funktionen und ihre Bedeutung für die Kunst“ finden Sie hier.
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Der Schreibschrank des Johann Friedrich Röhr im GoetheStadtmuseum Ilmenau
mobile e.V. spendet für die Restaurierung
Es gehört zu den satzungsgemäßen Aufgaben von mobile, Spendenprojekte durchzuführen. Deshalb sind wir 2011 einem Aufruf der Kulturstiftung der Länder gefolgt. Ein Schreibschrank aus dem Besitz des Theologen Johann Friedrich Röhr (1777-1848) in Weimar sollte für das GoetheStadtmuseum Ilmenau restauriert werden.
Johann Friedrich Röhr kam aus einfachen Verhältnissen. Er besuchte am Internat Schulpforta das Gymnasium und studierte anschließend in Leipzig Theologie. Seine erste Anstellung hatte er in Zeitz. Ab 1820 war er als Oberhofprediger und Generalsuperintendent in der Nachfolge Johann Gottfried Herders für Herzog Carl August in Weimar tätig. Dadurch war er mit Johann Wolfgang von Goethe persönlich bekannt. Er kaufte sich den Schreibschrank, nachdem er die gut bezahlte Anstellung in Weimar erhalten hatte. Am 26. März 1832 hielt Röhr die Trauerrede auf Goethe und es ist eine schöne Vorstellung, dass er sie an eben jenem Schreibschrank sitzend verfasst hat ? was natürlich nicht zu beweisen ist.
Der Schreibschrank wurde unter den Nachfahren Röhrs, die sich später in Ilmenau ansiedelten, weitervererbt. Unter ihnen war Ernst Heyge, Lehrer an der Goethe-Schule in Ilmenau und bekannter Vertreter des Thüringer Rodelsports. Danach gelangte das Möbel mit einem Familienmitglied in die U.S.A. Da die Geschichte des Schrankes lebendig in der Familie tradiert worden war, war es schließlich Hermann Heyge und seiner Frau ein Bedürfnis, den Schrank dem GoetheStadtMuseum Ilmenau zu schenken. Seit Ende 2010 steht er dort als Blickpunkt einer Enfilade im Goethezimmer.
Der Schreibschrank machte zwar einen guten Gesamteindruck, hatte jedoch im Lauf der Zeit unpassende Veränderungen erfahren. So wurde das Innenleben mit einer blauen PVC-Folie ausgekleidet, die Schreibklappe rot überbeizt und Schubladen waren falsch ergänzt worden. Die Restaurierungen waren vor allem am Eingerichte des Möbels notwendig. Der wichtigste Eingriff war sicher das Einbringen eines sich am Originalbefund orientierendes, neu geschöpften Schrankpapiers. Die Zentralverriegelung, typisch für diese Schreibkabinette, konnte wieder gängig gemacht werden, an der Front genügte ein behutsames Regenerieren der Politur. Die Arbeiten führte unser Mitglied Thomas Böhme aus Dresden aus.
Der Schreibschrank wird in der Dauerausstellung des Ilmenauer Museums präsentiert. Dort beleuchtet man den zeitweiligen Aufenthaltsort der Weimarer Herzöge und Goethes örtliches Wirken als Staatsbeamter. Daneben werden aber auch Einblicke in die Ilmenauer Stadtgeschichte mit ihrer bedeutenden Glas- und Porzellanherstellung sowie die für die Region bedeutende Bergbaugeschichte vermittelt.
Am 12. Oktober 2011 fand eine Pressekonferenz in Ilmenau statt. Der Pressespiegel (anbei) dokumentiert das erstaunlich große öffentliche Echo, das die Spendenaktion hervorgerufen hat. Mit der Restaurierung und Erforschung der Herkunft des Möbels wurde ein Interesse an landesgeschichtlichen Zusammenhängen, persönlichen Biographien und vergangenen Lebenswelten geweckt, das künftig mehr Besucher ins Museum locken wird. Die kulturhistorische Bedeutung von Möbel- und Raumkunst ist damit ein Stück mehr in das öffentliche Bewusstsein gerückt und eines seiner Zeugnisse konnte für die Zukunft bewahrt werden.
Mit herzlichen Grüßen Dr. Henriette Graf